Zur Person

Heiner Hastedt (*1958)

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2016ff. Mitglied der "Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste" mit Sitz in Salzburg

2016-2019 Ombudsperson der Universität Rostock für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften

2015 Forschungsaufenthalt an der Universität Chiba gefördert durch die "Japan Society for the Promotion of Science" (wie zuvor schon 2004)

2015 Veranstalter des Forums für Philosophie „Macht und Reflexion“ im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Philosophie

2014-2023 Mitglied des interdisziplinären Graduiertenkollegs „Deutungsmacht“ (seit 2015 stellvertretender Sprecher)

2010-2016 Mitglied im Vorstand des Rostocker Departments „Wissen – Kultur – Transformation“ in der Interdisziplinären Fakultät

2004-2008 Vorsitzender des BA-MA-Prüfungsausschusses der Philosophischen Fakultät

1998-2002 Prorektor der Universität Rostock mit Zuständigkeiten in den Bereichen Struktur- und Entwicklungsplanung sowie Internationales und Öffentlichkeitsarbeit

1994-1998 Mitglied des Akademischen Senats der Universität Rostock

1992ff. Gründungsprofessor des neu aufzubauenden Instituts für Philosophie der Universität Rostock (nach einer ersten Gastprofessur an der Universität Ulm)

1984-1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent an den Universitäten Hamburg und Paderborn (mit zwischenzeitlichem Forschungsstipendium der DFG) bei den akademischen Lehrern Prof. Schnädelbach, Prof. Steinvorth und Prof. Tetens

1976-1984 Studium der Philosophie, Theologie, Germanistik, Sozial- und Erziehungswissenschaft in Göttingen, Hamburg und Bristol (mit anschließendem Lehrerreferendariat in Hamburg)
 

Transfer und Öffentlichkeit

In den neunziger Jahren gab es in den neuen Bundesländern universitär und außeruniversitär ein sehr breites Interesse an philosophischer Nachdenklichkeit. Die universitäre Ringvorlesung „Orientierung in der Moderne“, die ich bis 2002 u.a. zusammen mit Helmut Lethen organisierte, bediente dieses Bedürfnis interdisziplinär mit großem Erfolg. Viele tausende Besucher konnten im Laufe eines knappen Jahrzehnts in der jeweils sieben Mal im Semester angebotenen Veranstaltung begrüßt werden. Diese Erfahrung unterstreicht für mich, dass eine Überspezialisierung die Geisteswissenschaften öffentlich stumm werden lässt und dass eine gebildete Öffentlichkeit auch ein Maßstab für die Qualität der Forschung sein kann. Geisteswissenschaftliche Texte (fast) ohne Leserinnen und Leser stellen eine Fehlentwicklung der Forschung dar.


Internationalisierung

Neben Aufenthalten in angelsächsischen Ländern (angefangen mit einem sehr prägenden Studienjahr in einem freien BA-Studiengang nach dem Oxford-Modell) sind für mich die Forschungsaufenthalte in Japan (und deren Vorbereitung dort durch mehrere Tagungsvorträge zur Ethik der Technik) besonders wichtig geworden. Gerne möchte ich mir in Zukunft die für die Welt immer wichtiger werdende asiatische Region durch weitere Forschungsaufenthalte erschließen. Während meiner Zeit als Prorektor war mir die institutionelle Weiterentwicklung des Austausches zwischen den Universitäten im Ostseeraum ein besonderes Anliegen. Nach dem Wegfall der Ost-West-Grenzen war es faszinierend, auch in Lehre und Forschung die neuen Nachbarschaften zu erschließen.


Stellenwert der Lehre

In Universitäten, die von der Exzellenzinitiative geprägt werden, droht der Stellenwert der universitären Lehre geringer zu werden. An diesem Punkt verstärken sich Fehlentwicklungen, denen aus meiner Sicht durch eine stärkere Berücksichtigung der Lehre nicht nur als Belastungsfaktor in der leistungsorientierten Mittelvergabe entgegengearbeitet werden sollte. Auch die Arbeitsteilung zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen könnte mit Blick auf die Lehre weiter differenzierbar sein. Die Akkreditierung der vergangenen Jahre – so mein Fazit als häufig angefragter Gutachter besonders bei AQAS, aber auch bei AQUIN und ZEvA – dürfte nicht vollkommen falsch gewesen sein, sie leidet jedoch unter der zu hohen Bürokratisierung und Schematisierung der Modularisierung bei fehlendem Bildungsanspruch.

In Jurys des „Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft“ zur Förderungsauswahl von Studiengängen und Fakultäten lernte ich Reformwege kennen, die bis heute in der Breite nicht zur Wirkung gekommen sind. Bei der Lehrerbildung bestehen Zweifel, ob ihre zu begrüßende Aufwertung schon eine richtige Form gefunden hat. Seit der anfänglichen Ausgestaltung des Philosophierens in den Schulen, bei dessen Einführung in Mecklenburg-Vorpommern ab der 1. Grundschulklasse ich in den neunziger Jahren universitär federführend und lehrer(fort)bildend war, gab es für die Lehrerbildung insgesamt auch schon deutliche Fortschritte.


Forschung und Interdisziplinarität

Seit den Anfängen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit beschäftigen mich in der Philosophie Fragen, die zugleich über den inneren Zirkel der Philosophie interdisziplinär hinausgehen. „Das Leib-Seele-Problem“ (Frankfurt/Main: Suhrkamp 1988) bezieht sich auf die neurobiologischen Durchbrüche bei der Seelenerforschung und „Aufklärung und Technik“ (Frankfurt/Main: Suhrkamp 1991) vor allem auf Bio- und Computertechnologien. Seit meiner Studie „Gefühle“ (Stuttgart: Reclam 2005) hat meine Skepsis gegenüber rein intellektualistischen Menschenbildern zugenommen. Die von mir herausgegebenen Bände „Was ist Bildung“ (Stuttgart: Reclam 2012) und „Macht und Reflexion“ (Hamburg: Meiner 2016) konfrontieren sich mit den Veränderungsmöglichkeiten von Individuen und Gesellschaften. In den Büchern „Der Wert des Einzelnen“ (Frankfurt/Main: Suhrkamp 1998), „Moderne Nomaden“ (Wien: Passagen 2009) und „Toleranz“ (Stuttgart: Reclam 2012) spielen interdisziplinär immer wieder Aspekte einer unbestechlichen Urteilskraft eine Rolle. Als Fachgutachter war ich für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, den Schweizerischen Nationalfonds, den Österreichischen Wissenschaftsfonds, die Volkswagenstiftung und die Alexander von Humboldt-Stiftung tätig. Institutionell schätze ich es sehr, dass die Universität Rostock in ihrer Interdisziplinären Fakultät fächerübergreifend Akzente setzt. In einem der Departments der Fakultät war ich lange Jahre Vorstandsmitglied; auch das Graduiertenkolleg „Deutungsmacht“ gehört in diesen interdisziplinären Kontext.