Personale Lebensform und objektiver Geist

Grundlagen einer anthropologischen Philosophie des Geistes

 

Projektleiter: Prof. Dr. Matthias Wunsch

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Franziska Neufeld, M.A.

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft

Laufzeit: 01.01.2015 - 30.09.2016 (Universität Kassel) & 01.10.2018 - 28.02.2019 (Universität Rostock)

Projektbeschreibung:

Die gegenwärtige Philosophie des Geistes untersucht die mentale Dimension des menschlichen Lebens vor allem im Verhältnis zur physisch-körperlichen und zur sprachlichen Dimension. Das Forschungsprojekt geht von der Hypothese aus, dass dieser Horizont zu eng ist, und schlägt vor, ihn durch Einbeziehung der Dimensionen des Leibes und des objektiven Geistes auszuweiten. Es strebt damit die Grundlegung einer anthropologischen Philosophie des Geistes an. Im Zentrum dieses Vorhabens steht der Personbegriff. Die fragwürdigen Konsequenzen von Personalitätskonzeptionen, die sich aus Debatten um Kriterien der Zugehörigkeit zur Klasse der Personen ergeben, sollen durch eine analytisch-anthropologische Konzeption vermieden werden, die Personalität als die menschliche Lebensform fasst. Diese Auffassung von Personalität wird dann auf verschiedenen Stationen zu einer neuen Konzeption des objektiven Geistes ausgestaltet.

Vor dem Hintergrund der internen Beziehung zwischen „Lebensform“ und „Lebenssphäre“ kann die spezifisch menschliche Lebensform als eine von Weltoffenheit durchsetzte Lebensform begriffen werden. Die Idee einer solchen Lebensform lässt sich mit Hilfe eines Konzepts der zweiten Natur konkretisieren, sofern es der Bedeutung von Kultur, Tradition, aktiver Selbstüberprüfung und reflexiver Distanziertheit für diese Lebensform gerecht wird. Auf dieser Grundlage lässt sich dann eine Konzeption des objektiven Geistes gewinnen, in der dieser als die der menschlichen Lebensform korrelative Lebenssphäre bestimmt und dadurch in ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis mit dem „personalen Geist“ gebracht wird. Das hat wichtige Konsequenzen in Hinblick auf eine Konzeption der Leiblichkeit: Auf der einen Seite ist Leiblichkeit eine Konstituente des personalen Geistes und daher auch aus der Konzeption des objektiven Geistes nicht wegzudenken; auf der anderen Seite ist sie selbst nicht nur physisch-körperlich bestimmt, sondern auch auf vielfältige Weise durch den objektiven Geist geprägt.